Die Sache mit der Verantwortung

Ich sage ACAB. Ich sage #nazisinuniform. Ich sage: Men are trash. Ich sage, dass CDU und CSU rechtsextreme Parteien sind – manche ihrer Mandatstragenden halte ich sogar für rechtsextremistisch.

Und ich sage all das, obwohl ich Polizist*innen im Freundes- und Bekanntenkreis habe. Obwohl ich selbst ein Mann bin und männliche Freunde habe. Obwohl ich CDU-Mitglieder kenne, mit manchen sogar befreundet bin und früher selbst oft CDU gewählt habe.

Das ist kein Widerspruch. Denn wenn ich solche Aussagen treffe, meine ich nicht jede einzelne Person innerhalb dieser Gruppen. Ich sage nicht, dass jede*r Polizist*in ein Nazi ist. Ich sage nicht, dass jeder Mann ein Problem ist. Ich sage nicht, dass alle Unionsmitglieder Nazis sind. Aber ich sage, dass es in diesen Gruppen strukturelle Probleme gibt. Dass es dort Täter*innen gibt – zu viele. Und dass es zu wenige gibt, die sich ihnen in den eigenen Reihen wirklich entgegenstellen.

Diese Sätze sind eine Anklage gegen das Schweigen, gegen das Wegsehen, gegen das stillschweigende Dulden, gegen die Reflexe, die Täter*innen schützen und problematische Strukturen stabilisieren.

Wer sich davon nicht angesprochen fühlt, hat entweder verstanden, worum es geht – oder ist Teil des Problems. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn man selbst nicht direkt beteiligt war. Es geht darum, Strukturen zu verändern, anstatt nur sich selbst zu verteidigen.

Wegschauen ist einfach. Aber Veränderung braucht Menschen, die hinsehen. Die Kritik nicht als persönlichen Angriff verstehen, sondern als Aufforderung zur Solidarität. Die anerkennen, dass das eigene Umfeld oder die eigene Zugehörigkeit zu einer Gruppe nicht frei von Schuld ist – und die daraus Konsequenzen ziehen und anfangen, Verantwortung zu übernehmen. Aus der eigenen Gruppe heraus.

Es ist nicht spalterisch, Probleme zu benennen. Spaltung entsteht dort, wo Kritik unterdrückt, Solidarität mit Betroffenen verweigert und Täter*innen verteidigt werden. Denn Solidarität gehört auf die Seite derer, die Schutz brauchen – nicht auf die derer, die ihn missbrauchen.

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